„Über eine Freundin, habe ich 2012 von dem Ex–In Projekt erfahren. Erst hatte ich kein Interesse an dem Lehrgang. Wie soll ich Menschen mit psychischer Erkrankung helfen, wenn ich selber seelische Probleme habe? Jetzt weiß ich, dass man aus Schwächen Stärken machen kann!
Im Ex – In Kurs, zu dem ich mich dann doch entschieden habe, habe ich gelernt, wie wertvoll unser Erfahrungswissen für die Arbeit im sozial-psychiatrischen Bereich ist.
Was mir besonders an meinem Beruf als Genesungsbegleiterin gefällt ist, dass mein Durchleben von Psychose und Depression nicht umsonst war. Ich kann jetzt Menschen mit ähnlicher Problematik, Hilfestellung geben, was mir große Freude macht. Die verschiedenen Themen der Kursmodule wie zum Beispiel Empowerment, Recovery, Fürsprache stießen bei mir auf besonderes Interesse. Auch durch die themenzentrierte Interaktion, sprich Gruppenarbeit, bin ich selbstbewusster geworden und kann mich besser einbringen.
Von August 2014 – Juli 2015 war ich im Rahmen des Modellprojekts des Bezirks Oberbayern als Genesungsbegleiterin auf der Akutstation Süd-West des Isar–Amper-Klinikums, Haus 2, München Ost beschäftigt. Die Bewerbung für die befristete Stelle war einfach. Auch wurde ich gut und herzlich in das multi-professionelle Team aufgenommen und integriert.
Nach meiner Beschäftigung in Haar habe ich mich in der Psychiatrie, in Tagesstätten und SPDI in Raum Ingolstadt und Pfaffenhofen beworben, was sich als schwierig herausstellte: Es gibt Einrichtungen, die aktuell grundsätzlich keine Genesungsbegleiter einstellen, wie die Danuvius Klinik in Pfaffenhofen. Oft ist mir aufgefallen, dass sich die Mitarbeiter in sozialen Einrichtungen wie SPDI gar nicht einig waren über das Einstellen von Genesungsbegleitern. So habe ich von Mitarbeitern verbindliche Zusagen und aus der Chefetage klare Absagen bekommen.
Ein Jahr habe ich mich aktiv beworben und Praktika absolviert. Letzte Anlaufstelle für eine direkte Bewerbung war für mich eine Sozialeinrichtung in Pfaffenhofen, die ich erst nicht in Betracht gezogen habe, weil ich dort viele Jahre als Klientin verbracht habe. Meine Bewerbung war erfolgreich. Seit Mai 2016 arbeite ich auf 450 € Basis in der Einrichtung.
Folgende Schwerpunkte sehe ich in meiner Arbeit.
- Ich möchte vermitteln, dass man auch mit der Diagnose Depression. Sucht, Borderline oder Psychose ein gutes Lebensgefühl entwickeln kann, weil ich aus Erfahrung weiß, wie sich Depression und Psychose anfühlen und wie sich der Aufenthalt in der Klinik oder Tagesstätte auf Klienten auswirkt, ist meine Arbeitsweise näher am Klienten bzw. Patienten. So kann ich auch als Brücke zwischen Klienten und Mitarbeitern wirken.
- Ich möchte das Erfahrungswissen, welches wir Genesungsbegleiter / Innen im Ex-In Lehrgang zu den verschiedenen Themen wie Salutogenese, Empowerment, Inklusion zusammengetragen und reflektiert haben, an die Klienten bzw. Patienten und Mitarbeiter weitergeben.
- Auch weiß ich aus Erfahrung, wie heilsam sich die Musik auf das persönliche Seelenleben auswirkt. So beteilige ich mich an unserem Chor und leite eine kleine Gitarrengruppe.“ (Christiane, Kurs I München 2012/2013)