Das EX-IN Vernetzungstreffen Bayern 2022 konnte – dank der Unterstützung des Bildungswerks Irsee – online stattfinden. Über 60 Genesungsbegleiter*innen, Fachkräfte aus Ausbildung und Beruf, Mitarbeiter*innen der bayerischen Bezirke und an EX-IN interessierte Menschen nahmen an der zweitägigen Tagung teil.
Dr. Raueiser, Leiter des Bildungswerks Irsee, eröffnete die Tagung mit einem bewegenden Überblick über die 600jährige Geschichte Irsees, ausgehend von der geistlichen Tradition, der Wandlung Mitte des 19. Jahrhunderts in eine anfänglich durchaus moderne, humanistisch geprägte erste schwäbische „Kreisirrenanstalt“ und deren Pervertierung im 3. Reich mit der Vernichtung menschlichen Lebens im Rahmen der Euthanasie. Dies sei Verpflichtung, die Immobilie zu erhalten, um mit Fort- und Weiterbildung, sowie Vernetzungsmöglichkeiten psychische Gesundheit zu fördern und Stigmata abzubauen, und so sei es Anliegen der Bildungsstätte, EX-IN zu unterstützen in Form der Vernetzungstreffen (zur Psychiatriegeschichte Irsees: https://bildungswerk-irsee.de/_ausstellungen_publikationen/psychiatrie-geschichte )
Franz Löffler, Bezirkstagspräsident der Oberpfalz wie Präsident des Bayerischen Bezirketags, würdigte die Arbeit der Genesungsbegleiter*innen per Videobotschaft: „Durch die Einbindung Ihrer Erfahrung unterstützen und beraten Sie als Genesungsbegleiter nicht nur Menschen in akuten seelischen Krisen, Sie bereichern auch die Arbeit der Profis durch Ihren besonderen Erfahrungsschatz.“
Barbara Holzmann, Vizepräsidentin des Bezirkstags Schwaben wie des Bayerischen Bezirketags, hob bereit erzielte Fortschritte hervor, sprach zugleich noch bestehende Knackpunkte an: adäquate Bezahlung, Integration in die Institutionen wie in das therapeutische Team. Zugleich rief sie dazu auf, Genesungsbegleitung auch außerhalb des psychiatrischen Alltags in den Blick zu nehmen, z.B. im Arbeitsfeld: „Wir müssen dahin gehen, wo es entsteht.“
Das Programm bot die Möglichkeit zu Erfahrungsaustausch über verschiedene Einsatzgebiete, zu Vernetzungsmöglichkeiten und Wissenstransfer in mehreren Foren und Workshops, z.B. zur Notwendigkeit der unabhängigen Supervision für Genesungsbegleiter*innn, zu Mitwirkungsmöglichkeiten, zu Öffentlichkeits- und Gremienarbeit, zu Entlohnung. Explizit erwünscht war auch die Befassung mit kritischen Stimmen bzw. Vorbehalten.
Wesentliche Impulse für die weitere Arbeit gaben zwei Referentinnen:
- Eigenreflexion als Notwendigkeit für Genesungsbegleiter*innen : Dr. Margit Schmolke, Co-Autorin von: „Recovery – das Ende der Unheilbarkeit
- Entlohnung von Genesungsbegleiter*innen: Karin Aumann , Genesungsbegleiterin und EX-In Trainerin
Die Landessprecher Klaus Nuißl/Eva Ziegler-Krabel gaben einen Überblick über den aktuellen Stand von EX-IN in den einzelnen Bezirken und auf Landesebene, über sich abzeichnende neue Einsatzgebiete und Betätigungsfelder, über Kontakt- und Vernetzungsmöglichkeiten und warben für eine aktive Mitarbeit, insbesondere zur Gründung des Vereins EX-IN Bayern. Wir hoffen, diese corona-bedingt verschobene Gründung im Sommer endlich durchführen zu können.
Alle Ergebnisse der Tagung, sowie die Kontaktdaten für die einzelnen Bezirke können hier abgerufen bzw. herunter geladen werden: https://padlet.com/lifeisgoodcassie/zp0v3zzya7mo4wf1
Und hier Gesamtsicht auf die abbildungsbereiten Teilnehmer*innen: