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2. EX-IN Arbeitgeber Veranstaltung am 22. April 2013

Die Trialogische Arbeitsgemeinschaft EX-IN Bayern hatte für den 22. April 2013 zur zweiten Arbeitgeberveranstaltung eingeladen.

30 mit der Umsetzung von EX-IN befasste bzw. an ihr unmittelbar interessierte MitarbeiterInnen aus stationären und ambulanten Diensten, sowie einige TeilnehmerInnen des gegenwärtigen Münchner EX-IN Kurses nahmen an der Veranstaltung teil.

Wie beim vorangegangenen Arbeitgebertreffen im Juli 2012 stand der Bericht über Erprobungsversuche – diesmal, z.T. im Tandem mit den EX-IN Beschäftigten/PraktikantInnen –  und der Erfahrungsaustausch im Mittelpunkt.

Es berichteten:

Das Münchner Bündnis gegen Depression bietet ein spezielles Einsatzgebiet für EX-INlerInnen in der Öffentlichkeits- und Fortbildungsarbeit. Die zwei EX-IN PraktikantInnen wurden vollumfänglich eingesetzt z.B. in der Fortbildung für Mitarbeiter der Sozialbürgerhäuser, der Erstellung einer Festschrift, der Organisation von Festen. Die EX-InlerInnen waren schnell im kleinen Team integriert. Das Team und die EX-IN PraktikantInnen fanden es spannend, zu erleben, wie das Einbringen der reflektierten, nicht nur individuellen Erfahrungsperspektive einen leichteren Zugang zu den Teilnehmern, eine offenere Erörterung und eine Bereicherung in der Öffentlichkeitsarbeit  ermöglicht.

Die Tagestätte der Caritas in Unterschleissheim hob hervor, dass die geringe Größe der Tagesstätte, deren Besuch ohne Voranmeldung bzw. ohne größere Verbindlichkeit möglich ist, dem Personal große tägliche Flexibilität abverlangt. Die kleine, familiäre Einrichtung  bedingt eine unmittelbare Orientierung des Angebots an Besucherbedürfnissen und –interessen. Die erste Praktikantin konnte schnell integriert werden und kam gut zurecht. Teammitglieder übernehmen die Patenschaft für EX-INlerInnen für jederzeitige  Rücksprache und Anleitung.

Download des Beitrages der Tagesstätte Unterschleissheim: U-Schleissheim

Geschützte Station des Klinikums rechts der Isar: PD Dr. Bäuml berichtete über die Erfahrungen mit einem ersten EX-IN Praktikum in seiner beschützten Station, das recht spontan zustande kam. In der Auswertung auf der Station kamen die Fragen des Personals leider erst nachträglich zur Erörterung. Er empfahl, dem Pflegepersonal vorher Gelegenheit hierzu zu geben. Sie sollten sich von neuen EX-IN-PraktikantInnen vorab ein persönliches Bild machen können, um ein vertrauensvolles Verhältnis und einen direkteren Kontakt herzustellen.

Download des Beitrages von PD Dr. Bäuml/TUM/MRI: MrI Bäuml EX-IN 22-4-13

Frau Dr. Henrich stellte das EX-IN Projekt des Bezirks Oberbayern vor. In einem zweijährigen EX-IN-Modellprojekt wird der Bezirk Oberbayern Kosten für die Beschäftigung von Genesungsbegleitern in sechs verschiedenen Bereichen in Form eines geringfügigen Beschäftigungsverhältnisses übernehmen und den EX-IN Einsatz von der Hochschule München, Prof. Dr. Manfred Cramer, wissenschaftlich begleiten lassen.

Je eine Projektstelle wurde vereinbart

  • in der Brückenfunktion bei der Entlassung aus der psychiatrischen Klinik,
  • in einer Lotsenfunktion im Bereich Wohnen,
  • in einem ländlichen und einem städtischen Sozialpsychiatrischen Dienst,
  • in der Tagesstruktur für Menschen mit seelischer Behinderung,
  • in der Öffentlichkeitsarbeit beim Münchner Bündnis gegen Depression.

In einer Unterarbeitsgruppe beschäftigen sich die Projektstellen mit Fragen der Eingruppierung und Besoldung von EX-INlerInnen.

Die Projektergebnisse werden in zwei Jahren auf einer Fachtagung dargestellt, erörtert und an den Sozialausschuss berichtet für die weitere Beschlussfassung zum Einsatz von EX-IN.

Die Sozialpsychiatrischen Dienste Ebersberg haben seit 2011 mit der Umsetzung von EX-IN im ländlichen Raum begonnen:

  • intensive Vorbereitung der Teams in Form von Klausurtagen,
  • Abschluss der EX-IN TrainerInnen-Ausbildung durch Frau Daniela Meier, die als Ansprechpartnerin fungiert,
  • Finanzierung eines EX-IN Gruppen- und Einzelangebots aus Eigenmitteln und
  • Teilnehmer des Modellprojektes EX-IN des Bezirks Oberbayern.

Die bestehende EX-IN Gruppe wird im Rahmen eines Honorarvertrages seit Feb. 2013 durch Dr. Michael Herrmann, EX-IN Genesungsbegleiter und EX-IN Trainer in Ausbildung, betreut. Eine zweite EX-IN Gruppe wird seit April aufgebaut, zeitgleich startet die Peer-Einzelberatung. Beispiele für Gesprächsthemen sind: Umgang mit Gefühlen, Position in der Familienkonstellation, Zusammenhänge zu psychosomatischen und somatischen Erkrankungen.

Vorläufiges Résumé: Über die eigene Erfahrung konnte ein guter Zugang zu den teilnehmenden Menschen gewonnen werden, die wiederum ihre Erfahrungen ins Gespräch einbringen und so wechselseitig voneinander profitieren können.

Schwerpunkte in der anschließenden Diskussion:

Die Integration von EX-INlern erfordert eine intensive Vorbereitung der Teams. Sie sollte als willkommener Anlass gelten, die eigenen Angebote und Beratungsmetho­den erneut zu reflektieren, einer Art „Innenrevision“ zu unterziehen und in einer Klausurtagung zu behandeln.

Der derzeitige Erprobungscharakter und das gemeinsame Wachsen in diesem Projekt wurden unterstrichen.

Anders als bei Bäckergesellen, von denen gleiche Bretzeln  erwartet werden können, bringen EX-INler ihre Erfahrung mit sehr verschiedenen schweren seelischen Krisen und deren  Überwindung als Werkzeug und Profil mit. Hinzu kommen persönliche Stärken und Vorlieben. Zusätzliche bzw. erhöhte Anforderungen an die Passung von Anforderungs- und Angebotsprofil entstehen daraus.

Einer Tendenz, das Verhältnis zwischen EX-IN-MitarbeiterIn und Team/Einrichtungsleitung als polares Verhältnis, ein „Entweder-Oder zwischen Stigmatisierung oder Augenhöhe“, zu sehen wurde von Frau Hilsenbeck, Frauentherapiezentrum, ein existierendes Spannungsfeld im Arbeitsalltag mit mindestens vier Koordinaten entgegengestellt:

  • Zwischenmenschliches Verhältnis: Augenhöhe und Respekt,
  • Dienstverhältnis (Teammitglied und Arbeitgeberin) mit Direktionsrecht und Machtunterschieden, beidseitigen Rechten und Pflichten, Fürsorgepflicht als Arbeitgeber.  Honorarvertrag deshalb manchmal als adäquater gesehen,
  • Erforderliche erhöhte Achtsamkeit auf Grenzen, Zumutbarkeiten, Sensibilitäten, Verletzlichkeiten des/der EX-INlerIn,
  • Meist unbewusste, berufsbedingte Stigmatisierungsprozesse bzw. Reste von Selbststigmatisierungen auf Seite von EX-INlerInnen.

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