Das EX-IN Vernetzungstreffen Bayern 2024 in Kloster Irsee – veranstaltet von EX-IN Bayern e.V. in Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk der Bayerischen Bezirke – wurde seinem Namen vollauf gerecht: die rund 100 Teilnehmenden kamen aus allen bayerischen Bezirksregionen (einzelne auch aus einem anderen Bundes- bzw. Nachbarland), vertreten waren Genesungsbegleitende aus vielen aktuellen Einsatzgebieten, andere Fachkräfte aus verschiedenen Einrichtungen/Diensten sowie Mitarbeitende aus manchen Bezirksverwaltungen, d.h. Vertreter aller wichtigen Player für einen erfolgreichen EX-IN-Implementierungsprozess.
Herr Dr. Raueiser, Leiter des Bildungswerkes Kloster Irsee, begrüßte die Teilnehmenden dieser nunmehr 3. Bayernweiten EX-IN Tagung im Bildungswerk.
Herr Rainer Schneider, Vizepräsident des Bayerischen Bezirketages, sagte in seinem Grußwort: „Allein die Zahlen zeigen, dass Ihr Einsatz und Ihre Arbeit wirken und Sie inzwischen ein fester Bestandteil der psychiatrischen Versorgung in Bayern sind.“
2023 empfahl der Gemeinsame Bundesausschusses G-BA die Beschäftigung von Genesungsbegleitenden in Kliniken. Dies war diesjähriges Schwerpunktthema. Wir luden hierzu Referent*innen ein mit unterschiedlichem Erfahrungshintergrund bzw. mit einem speziellen Fokus auf Rahmenbedingungen von Genesungsbegleitung:
Angelika Lacroix. Sie berichtete 2014 auf unserer ersten Veranstaltung „EX-INler*innen auf Station“ als seinerzeitige Pflegedienstleitung am Klinikum Bremerhaven von ihren mehrjährigen Implementierungserfahrungen. Welche Bilanz lässt sich nach 10 weiteren Jahren Genesungsbegleitung an Kliniken ziehen? Download der Präsentation: Genesungsbegleitung in der Klinik – Angelika Lacroix Irsee 2024
Jelena Hoghe: Sozialpädagogin, befragte im Laufe einer kooperativen Promotion an der Uni Bamberg und TH Nürnberg Genesungsbegleitende zu ihren Arbeitsbedingungen. Teilergebnisse der Studie wurden nun in Irsee vorgestellt. Download der Zusammenfassung: Berufliche Stressoren und Ressourcen von Genesungsbegleiter*innen:Peer-Berater*innen in der Sozialpsychiatrie
Prof. Dr. Johannes Hamann (Ärztlicher Direktor Bezirksklinikum Mainkofen) präsentierte die Bedingungen und ersten Schritte der Implementierung von Genesungsbegleitenden in dieser großen niederbayerischen Klinik im ländlichen Raum. Download: Implementierung von Genesungbegleitern (002)
Worldcafés – Erfahrungsberichte aus verschiedenen Einsatzfeldern und Regionen an 5 Tischen
Worldcafé Tagesstätten
Tisch „Tagesstätten“ beim Worldcafé
Zwei Genesungsbegleiterinnen der Münchner Tagesstätte des Frauentherapiezentrums und ein Profi der Münchner Tagesstätte von Soziale Dienste Psychiatrie hatten nicht nur die Vorbereitung, sondern auch die Moderation und Ergebnissicherung des Tisches „Tagesstätten“ inne. Zusammenfassend ging es in der 1. Runde am Tisch überwiegend um die konkreten Aufgaben von Genesungsbegleiter*innen in Tagesstätten. In den weiteren ebenfalls sehr gut besuchten Runden befasste man sich auch mit Themen wie Hoffnung für andere sein, wie EX-IN im Dienst installiert werden kann, junge – alte/langjährige Besucher*innen und deren Bedarfe, Teilnahme an Team und Supervision, einfache Sprache versus Fachsprache, etc.
Worldcafé Kliniken
In Kürze wird eine Zusammenfassung des Charts hier zu lesen sein
Worldcafé Sozialpsychiatrische Dienste (SpDi)
In Kürze wird eine Zusammenfassung des Charts hier zu lesen sein
Worldcafé Wohnen
Genesungsbegleitende sind erst sehr vereinzelt im Bereich Wohnen tätig. Dies ist in einigen Bezirken auch bislang nicht möglich bzw. refinanziert. So berichteten zwei Genesungsbegleitende aus ihrer Tätigkeit als Impuls für die Eröffnung der Möglichkeit in allen Bezirken mit Umsetzung des BTHG. Eine gute Einbindung in das Team hoben sie als Wesentlich hervor.
Daniel Geith Genesungsbegleiter im ambulanten Wohnen bei Sozialteam in Landshut und Claudia Graefen-Schilcher, Genesungsbegleiterin der Herzogsägmühle, stellten ihre Arbeit im Betreuten Wohnen sehr anschaulich und konkret vor. Von Bezugspersonenarbeit bis hin zu Gruppen- und Freizeitangeboten reicht dabei das Einsatzspektrum der beiden Genesungsbegleiter. Peter Weiß, Geschäftsführer von Sozialteam stellte die Sichtweise als Arbeitgeber dar. Einig waren sich alle, dass der Einsatz von Genesungsbegleiter*innen für die betreuten Menschen ein wichtiger Zugewinn ist und noch stärker vorangebracht werden muss.
Worldcafé Offene Themen
Wir freuen uns über Einsendung weiterer Fotos, Ergebnisse, Zusammenfassungen und Feedbacks.
Workshops – Austausch und Vernetzung innerhalb der Bezirksregionen –
Workshop Oberbayern
rd. 50 Teilnehmende arbeiteten im Wechsel an 4 Tischen mit den Fragestellungen:
– Erfolgsgeschichten
– Herausforderungen
– Mitmachen!
– Was fehlt?
Workshop Oberbayern
Die Teilnehmenden waren hochmotiviert, es entstanden gute Ideen.
In Oberbayern besteht wachsender Bedarf an Genesungsbegleitenden. Für eine kürzere Kursfrequenz fehlen aktuell wichtige Rahmenbedingungen, weitere Kooperationspartner, Räumlichkeiten, Trainer.
Die aktualisierte Neuauflage der bekannten Handreichung lag ganz frisch vor. Sie steht nun wieder neu startenden Genesungsbegleitenden, Teams und Einrichtungen zur Verfügung, aber auch den EX-IN Erfahrenen, um die eigene Arbeit erneut anzuschauen und ggf. neue Impulse aufzunehmen.
Arbeitgeber und Genesungsbegleitende zusammenzubringen wurde gewünscht. Zwei dazu vorgebrachte Ideen werden bereits weiterverfolgt:
- Arbeitgeber können Referenten stellen in Kursmodulen wie Krisenintervention, Beraten & Begleiten bzw. Fürsprache in jeweils verschiedenen Einsatzbereichen sowie im Modul Trialog
- eine Art Jobbörse im Herbst 2024 – ein Rahmen für Vorstellung, Kontakt, Austausch. Dies wurde bereits in das EX-IN Fachgremium des Bezirks eingebracht und stieß dort auf Zustimmung.
Die externe Supervision für Genesungsbegleitende konnte für den Raum München geklärt werden. Sie findet wieder regelmäßig statt. Eine Lösung für Genesungsbegleitende aus dem Umland fehlt noch immer. Die Organisation der Finanzierung durch die Arbeitgeber ist aufwändig. Im EX-IN Fachgremium des Bezirks wurde ein Konzept, Organisation, Zuständigkeiten, Zahlungsabwicklung angeregt.
Die gewünschte Neuorganisation eines Stammtischs in München übernimmt eine Genesungsbegleitende.
Es tauchte wiederkehrend der Wunsch nach Auffrischung, Vertiefung von EX-IN Inhalten und themenspezifischen Fortbildungen auf.
Eine Neuauflage des „Aktiven Treffens“ (2018-2022) wurde vorgeschlagen, jedoch mit Treffen abwechselnd in den 4 Planungsregionen, um das Stadt-Land-Gefälle bei EX-IN sukzessive zu verringern. Ein erstes Treffen ist in Vorbereitung, eine Verknüpfung mit Fortbildungselementen dabei angedacht.
Die bessere Eingruppierung von Genesungsbegleitenden und die Berufsanerkennung war Thema. Dies ist eine Aufgabe indes nicht nur für/in Bayern. Auf die Mitgliedschaft bei Ver.di für eine erfolgreiche Interessenvertretung wurde hingewiesen.
Freie Stellen im ländlichen Raum und die resultierende Notwendigkeit von Fahrgeld bzw. Fahrgemeinschaften wurden thematisiert.
Als Erfolge wurden hervorgehoben:
- die erste Vollzeitstelle im Isar Amper Klinikum Haar (IAK)
- 14 beschäftigte Genesungsbegleitende im IAK sowie weitere offene Stellen
- mit einem 20%igen Stellenanteil für EX-IN sind zwei Koordinatoren am IAK für gute Implementierungsprozesse zuständig
- ein Koordinator für Implementierung an den weiteren kbo-Kliniken wird die EX-IN Trainerausbildung 2024 durchlaufen
- ein Tandem aus Genesungsbegleitender und Experte aus Ausbildung und Beruf aus München hat soeben den Trainerkurs beendet und steigt ein in den Münchner Kurs 7
- beim SpDi in Ebersberg bietet ein Genesungsbegleitender sehr erfolgreich ein Job Coaching an
- die Abschlussquote des 6. Kurses ist erfreulich hoch, viele habe bereits eine Anstellung
- mehrere EX-INler*innen arbeiteten als Co-Forscher an einer partizipativen Studie der Stadt München Im Rahmen der Umsetzung der UNBRK sollte die Studie Barrieren für psychisch erkrankte Menschen in München „sichtbar“ sowie Vorschläge für deren Beseitigung machen. Link: https://stadt.muenchen.de/infos/gesundheitsberichte.html#
- die Beteiligung von EX-INler*innen als Co-Forscher*innen an einer weiteren Studie: „In Würde zu sich stehen“ http://ex-in-by.de/beteiligung-an-forschungsprojekt-in-wuerde-zu-sich-stehen-iws/
Einhellige Meinung im Workshop war:
Wir sind auf einem guten Weg!
Es zeichneten sich Interessen- und Unterstützergruppen ab. Über weitere Entwicklungen wird auf der Homepage und im Rundbrief berichtet werden.
Workshop Schwaben – rd. 12 Teilnehmende
In Kürze wird eine Zusammenfassung der Ergebnisse hier zu lesen sein
Workshop Oberpfalz & Niederbayern – rd. 10 Teilnehmende
Im Workshop Oberpfalz und Niederbayern kamen beim Vernetzungstreffen in Irsee 10 Aktive aus beiden Regierungsbezirken zusammen, um sich gegenseitig auf den aktuellen Stand in den Regionen zu bringen und um rege die gemachten Erfahrungen auszutauschen.
In den letzten Jahren hat sich EX-IN in Niederbayern / Oberpfalz stellentechnisch v.a. in folgenden Bereichen erweitert:
- Genesungsbegleitung im AUB / BEW
- Genesungsbegleitung im Sucht-Bereich
- Genesungsbegleitung im Krisendienst Oberpfalz
- Genesungsbegleitung im BKH Mainkofen – Außenstelle Passau
In Niederbayern hat sich zudem ein recht aktiver Arbeitskreis EX-IN gebildet, in dem aktuell v.a. ausgebildete Genesungsbegleiter*innen aktiv sind und sich alle ca. 4-6 Wochen online treffen. Profis werden bei Bedarf / entsprechen Anlass dazu geholt. Erfreulich ist, dass die Anzahl der Teilnehmer*innen im AK durch die Tagung in Irsee sich vergrößert hat. Darüber hinaus scheint Prof. Hamann aus dem BKH Mainkofen dort ein engagierter Türöffner für das Thema EX-IN zu sein. Diverse Veranstaltungen mit dem AK haben bereits stattgefunden. Aber auch anderorts wird EX-IN angefragt, z.B. vom Jobcenter oder BMW, die gar andenken eine Genesungsbegleitungsstelle im Gesundheitsmanagement mit einzubinden und auch von der Technischen Hochschule Deggendorf, die EX-IN in einen dortigen Studiengang mit einbauen möchten.
Für die Oberpfalz ist besonders die strukturelle Verankerung von Genesungsbegleitung im Bezirk hervorzuheben. Hier gibt es eine EX-IN Stelle beim Bezirk, die die Arbeit in diesem Bereich koordiniert und unterstützt.
Ideen, die man gemeinsam im Workshop gesammelt hat und denen man nachgehen will:
- EX-IN-Kurs mit speziellen Blickwinkel auf die Sucht
- Alternativ die Schaffung von Zusatzmodulen „Sucht“ angedockt an der EX-IN-Qualifizierung
- Fortbildungen für Genesungsbegleiter
Identifiziert wurden drei Themen, die auf die To-Do-Agenda gesetzt werden:
- In Niederbayern die Spitzenverbände und den AK EX-IN zusammen zu bringen (hier laufen im Nachgang zu Irsee bereits Terminabsprachen).
- Zum anderen müssen dringend weitere Trainer*innen gewonnen werden, um die Kurse für Niederbayern/Oberpfalz kontinuierlich anbieten zu können (beim aktuellen Kurs sind doppelt so viele Anmeldungen vorhanden, wie Plätze).
- Und zu guter Letzt muss auch weiterhin an der Verankerung von EX-IN bei den Profis gearbeitet werden.
Workshop Mittel-, Unter- & Oberfranken – rd. 18 Teilnehmende
Teilgruppe Mittelfranken
Teilgruppe Unterfranken
Teilgruppe Oberfranken
Fragen aus der Runde
Wir freuen uns über Einsendung weiterer Ergebnisse, Zusammenfassungen und Feedbacks, Anregungen für weitere Schritte, über die wir hier und im Rundbrief berichten können.
Vorstellung und Unterstützung durch Vorstandsmitglieder von EX-IN Deutschland e.V.
Britta Schilhanek und Elias Nolde vom Vorstand EX-IN Deutschland e.V. beteiligten sich in den Workshops und an den Worldcafés. Sie stellten per Stellwand den Verein EX-IN Deutschland e.V. vor.
Abendprogramm
Zur Auswahl standen:
- eine Führung von Herrn Dr. Raueiser, Leiter des Bildungswerkes des Bayerischen Bezirketages, durch die Geschichte des Klosters Irsee als „Heil- und Pflegeanstalt“ und als Euthanasieeinrichtung unter dem NS-Regime.
- ein inklusives Tanzprogramm von Ralf Otto: „Tanz für alle“
- Querbeet-Austausch im Klosterkeller
Eingefangene Stimmen aus den Feedbackbögen:
Was hat gefallen
- sehr lebendige Gestaltung (Methodik), sehr kurzweilig, Vernetzung und Austausch in sehr guter Atmosphäre
- das Gesamtpaket ist super! Austausch + Bewirtung+ Wissenserweiterung ist 1A!
- echte Vernetzung, hohes Engagement aller Verantwortlichen, sehr gute Moderation
- hoher aktiver Austausch der TN durch Worldcafés, unterschiedliche Auswahl der Redner, das Abendprogramm, optimale Länge
- tolle Gruppe, guter Austausch, der Tanzkurs war sehr schön, die Vorträge waren sehr interessant
- offenes auf Kommunikation ausgerichtetes Format
- sehr gelungene Veranstaltung mit guten Vernetzungsmöglichkeiten
- Mischung aus Information (durch Vorträge) und Beteiligung (Worldcafe)
- der Austausch mit anderen GB, Vorträge, Worldcafe, Workshops
- Auswahl der Referenten, Austausch/Netzwerken, Bewirtung/Versorgung/Hospitality, Hausführung!
- sehr kurzweilig und interessant, super Austausch
- als „Interessierte“ an EX-IN-Ausbildung konnte ich ausreichend Input für mich gewinnen
- Meinungsaustausch unterschiedlicher Standpunkte, Zusammengehörigkeitsgefühl, Vernetzung, Anregungen und Ideen, Hoffnung für Zukunft
- Bunte Zusammensetzung der Teilnehmer, interessante Vorträge, lebendige Diskussionen
- Beiträge Dr. Raueiser (Leiter des Bildungswerkes)/H. Schneider (Stellvertretender Präsident des Bayerischen Bezirketags): Empathie spürbar!!
- die vielen Einsatzgebiete von EX-IN, die Vorträge
- die Organisation, die teilnehmenden Menschen, der Tagungsort, das Veranstaltungsteam, die Vertrautheit unter den Teilnehmern
- mal aus allen Bezirken aktuellen Stand zu hören
Was wäe zu verbessern
Zusätzliche Räume für die parallel stattfindenden Worldcafés. Wegen der großen Teilnehmendenzahl war es zu anstrengend auch im großen Saal.
Anregungen für nächste Treffen
- Fortbildungsangebote für Genesungsbegleitende: z.B. Gruppenprozesse, Anleitung von Gruppen
- EX-IN in betrieblichem Gesundheitsmanagement, Fortbildungen dazu Genesungsbegleitende beraten Mitarbeiter, die psychische Probleme haben
- Umsetzung BTHG
- Einbezug von Genesungsbegleitenden in Fachfortbildungen