Ende 2015 kam ich überraschend zu Ex-In und absolvierte 2016 mit Begeisterung den 3. Ex-In Kurs in München. Fast nahtlos fand ich eine Stelle in der Starnberger Arche, einer Tagesstätte für Menschen mit seelischer Erkrankung. Ich wurde äußerst herzlich im Team aufgenommen und kam ab Januar 2017 1-2x wöchentlich in die Tagesstätte, um dort Zeit mit den Besuchern zu verbringen und für sie da zu sein. Ich kochte, spielte, ging mit den Besuchern spazieren, hatte allzeit ein offenes Ohr und ein mitfühlendes Herz. Wir, das Team und die Besucher und ich, mochten uns von Anfang an sehr gerne. Immer wieder bekam ich wertschätzendes Feedback, wurde in den Alltag der Arche miteinbezogen. Während dieser Zeit habe ich auch mein erstes Buch in Eigenregie drucken lassen, welches meine Geschichte der letzten 18 Jahre beschreibt und zudem eine Sammlung aus Texten, Gedichten und Gedanken enthält. Darauf bin ich sehr stolz!

Im Juni 2017 bekam ich dann die Gelegenheit, die Arbeit als Genesungsbegleiterin beim SPDI Starnberg und dessen Klienten vorzustellen. Ich berichtete zusammen mit einer Teilnehmerin des inzwischen 4. Kurses über die Ausbildung und meine Erfahrungen. Der Vortrag fand großen Anklang, so dass es zwei Wochen später sogar nochmals eine Fortsetzung gab.

Im November 2017 hatte ich noch zwei große Auftritte als Ex-In: Mit 2 Kurskollegen habe ich einen Workshop für eine psychiatrische Einrichtung in der Teutoburger Straße in München vorbereitet: „Was wir uns von den Profis wünschen und was Ex-In dazu beitragen kann“. Es war ein lebendiger und sehr interessanter Nachmittag, zu dem über 20 Mitarbeiter / Profis kamen und mit regem Interesse teilgenommen haben. Wir hatten zwischendrin sogar eine Praxisübung „vom Ich zum Du zum Wir Wissen“ eingebaut und das wurde unter emsigem Tun und viel lebhafter Diskussion tatsächlich toll umgesetzt. Die Ergebnisse der Übung „Was verstehen Sie unter guter und gelungener Kommunikation?“ waren mindestens so beeindruckend wie in unseren Kursmodulen. Das Ganze ist halt doch mehr als die Summe seiner Teile!

Zwei Wochen nach der Teutoburger Straße konnte ich dann noch in der Universität der Bundeswehr eine ganze Vorlesung über meine persönliche Krankheitsgeschichte und den Weg daraus halten. Ich habe noch nie zuvor vor Studenten gestanden. Mein schön ausgearbeitetes Konzept fiel bei meinem Mann im Probelauf am Abend zuvor nach 10 Min komplett durch. So stellte ich mich vor die 30 Psychologiestudenten und sagte „Liebe Studenten, ich habe noch nie eine Vorlesung gehalten und mein Konzept ist bei meinem Mann durchgefallen. So spreche ich jetzt einfach frei“ Und das tat ich dann auch. Habe 1 1⁄2 Stunden über die Erkrankung gesprochen, Passagen aus meinem Buch vorgelesen oder Fragen beantwortet. Das Interesse der Studenten war bemerkenswert und es wurden viele sehr konstruktive Fragen gestellt, die in direktem Zusammenhang mit dem Gesagten standen. Das hat mich sehr gefreut.

Ich habe in den letzten fast 2 1⁄2 Jahren durch Ex-In sehr viel dazugelernt und kann den Kurs nur weiterempfehlen. Es gibt viele Felder, wo Ex-In gebraucht wird. Und manchmal bringt einen der sprichwörtliche Zufall an Plätze, die man noch nie zuvor besucht hat. So habe ich nie für möglich gehalten, was alles daraus werden wuüde, als ich im September 2015 in der Infoveranstaltung in der Inneren Mission saß. Ex-In hat meinem Leben ganz unverhofft eine ganz neue Ausrichtung gegeben und dafür bin ich sehr dankbar, auch wenn ich jetzt erst einmal eine Pause einlege: Trotz allen kleinen und großen Erfolgen als Ex-Inlerin habe ich Ende 2017 den Vertrag mit der Tagesstätte auslaufen lassen und nicht verlängert. Für mich steht jetzt erst einmal eine Auszeit mit innerer Neusortierung an, für die ich einen freien Kopf möchte.

V.

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